Die ausbelichteten Stereobilder kamen, auf Kartons montiert, oft als ganze Bildsets in den Handel. Der grosse Aufwand, der mit der Herstellung eines Stereonegativs verbunden war, lässt vermuten, dass mindestens die beiden Herren nicht zufällig aufs Bild geraten sind. Was taten Herr Sensal X. und Spezereihändler Stehelin-Imhof zusammen auf einem Stereobild? Vielleicht liegt ein Schlüssel zum Verständnis beim «Sensal». Als Sensal bezeichnete man Börsenmakler, also Vermittler von Waren- und Wechselgeschäften. Ihr Beruf hatte mit der Entstehung des Kapitalmarktes in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Bedeutung bekommen. Die ersten amtlichen Bestimmungen über den Handel mit Wertpapieren stammen in Basel aus dem Jahr 1855, als die Rechnungskommission bestimmte, dass «als Mittelspersonen zum Abschluss von Geschäften in Wechseln, Staatspapieren und Aktien auf hiesigem Platz [...] einzig die erwähnten Wechsel-Sensalen befugt» seien. Ihnen stand «auch die Vermittlung von Käufen und Verkäufen von Liegenschaften [...]» zu.
1862 gab es in Basel sechs amtlich vereidigte und vom Kleinen Rat gewählte Wechselsensale. Unser Herr mit Zylinder war einer davon. Man kann also spekulieren, dass auf dem Foto der Sensal X. dem Kolonialwarenhändler Stehelin-Imhof ein interessantes Geschäft unterbreitete. War der Kauf von baufälligen Liegenschaften mit der bevorstehenden Öffnung der Stadt eine interessante Investition geworden? Oder ging es um den Kauf von Wertpapieren, beispielsweise von Obligationen der Schweizerischen Centralbahn an? Wir können hier nur spekulieren – wie es die beiden Herren auf unserem Bild vielleicht auch tun – oder weiter recherchieren. Und uns etwa fragen, weshalb der Nachname der Kindsmagd Christine nicht überliefert wurde …