Band 1

200 v. - 800 n. Chr.

Text: Webredaktion

«... und für diese Zeit, als sich der römische Kaiser hier aufgehalten hat, war Basel das eigentliche Zentrum des Imperium Romanum.

Band 1

... beginnt um ca. 250 v. Chr. mit den ersten stadtähnlichen Strukturen in der keltischen Siedlung Basel-Gasfabrik und endet mit dem Bau des ersten Basler Münsters – dem sogenannten Haito-Münster – im Jahr 800 n. Chr. In diesem Zeitraum von fast 1000 Jahren sprechen fast ausnahmslos archäologische Quellen zu uns, so zum Beispiel keltische Keramikgefässe und Abfallgruben, römische Münzen und Mauern oder frühmittelalterliche Schmuckobjekte und Bestattungen. Sie geben uns ein Bild von der wechselhaften Geschichte der damals noch kleinen, aber je nach Zeitraum keinesfalls unbedeutenden Siedlung am Rhein; dieser "Stadt vor der Stadt".

Herausgeber
Guido Lassau und Peter-Andrew Schwarz

Autor*innen
Markus Asal, Dagmar Bargetzi, Andrea Hagendorn, Margaux Depaermentier, Sophie Hüglin, Simone Mayer, Hannele Rissanen, Norbert Spichtig, Sven Straumann, Johnny Wimmer.

Erscheint am
1. März 2024 im Christoph Merian Verlag

Guido Lassau: "Ich bin Guido Lassau, Leiter der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt. Zusammen mit Peter-Andrew Schwarz gebe ich Band 1 der neuen Basler Stadtgeschichte heraus. Dieser Band basiert massgeblich auf archäologischen Quellen, die wir gemeinsam in einem grossen Team auswerten.

Die Archäologische Bodenforschung ist zuständig für die Sicherung, für die Erforschung, für das Bewahren, aber auch für die Vermittlung des archäologischen Erbes im Kanton Basel-Stadt. In den letzten 25 Jahren haben wir fast ununterbrochen Rettungsgrabungen durchgeführt und dabei auch Fundstellen von nationaler und internationaler Bedeutung entdeckt. Diese werden wir in unserem Band auf jeden Fall thematisieren.

Peter-Andrew Schwarz: "Band 1 umfasst eine Zeitspanne von fast tausend Jahren, von ca. 200 v. Chr. bis ca. 800 n. Chr. Um 200 v. Chr. wohnte in unserer Gegend eine Bevölkerungsgruppe, die Gaius Julius Cäsar als "Rauriker" bezeichnete. Diese Gruppe liess sich zuerst im Gebiet des heutigen Novartis Campus in einer offenen Siedlung nieder und zog dann gegen 80 v. Chr. auf den Münsterhügel um.

Um 15 v. Chr. geriet das Gebiet der heutigen Schweiz endgültig unter römische Kontrolle, und im Vorfeld der keltischen Befestigung auf dem Münsterhügel legten die Römer eine kleine Siedlung an. Wir nennen sie deshalb "kleine Siedlung", weil die "grosse Siedlung" die Kolonialstadt Augusta Raurica war.

Ein spannender Moment in der Basler Geschichte ist das Jahr 374, als in den Quellen des römischen Geschichtsschreibers und Offiziers Amianus Marcellinus der Name von Basel – "Basilia" – erstmals erwähnt wird. Marcellinus war mit Kaiser Valentinian in Basel und beschreibt, wie der Kaiser im heutigen Kleinbasel eine Befestigung namens "Robur" errichten liess.

Der Name "Robur" findet sich auch in einem Erlass, den Valentinian im Jahr 374 hier in Basel ausgestellt hat. Es ist eine Anweisung an den Stadthalter der Provinz Afrika, und bezieht sich auf einen Kleidertransport. Für diese Zeit von ein paar Tage oder Wochen, als sich der römische Kaiser hier aufgehalten hat, war Basel das eigentlich das Zentrum des Imperium Romanum.

Valentinian wanderte noch im gleichen Jahr nach Osten ab. Danach fehlen für eine längere Zeit jegliche schriftlichen Quellen, weshalb die archäologischen Zeugnisse sehr wichtig sind. Für die nachfolgende Epoche – das sogenannte Frühmittelalter – sind das vor allem Gräberfelder.

Band 1 endet mit dem Bau des ersten Basler Münsters, dem sogenannten Haito-Münster, das Bischof Haito um etwa 800 auf dem Münsterhügel errichten liess. Bischof Haito war nicht nur für die Region Basel bedeutend – er war im frühmittelalterlichen Sinn ein "Global Player": ein enger Vertrauter von Karl dem Grossen und Mitunterzeichner von dessen Testament."