Franziska Schürch: "Ich bin Franziska Schürch und arbeite zusammen mit Isabelle Koellreuter, Céline Angehrn und Noëmi Crain an Band 7. Unser Zeitraum von 1912-1966 ist ganz entscheidend geprägt von grossen Kriegen: Vom Ersten Weltkrieg, vom Zweiten Weltkrieg und vom Kalten Krieg. Obschon Basel und die Schweiz nie direkt in das Kampfgeschehen involviert waren, hatten diese Ereignisse einen enormen Einfluss auf die Stadtgeschichte.
So war der Erste Weltkrieg – neben anderem – auch ein wirklich schlimmer Wirtschaftskrieg. In Basel spürte man insbesondere die Kohlenknappheit stark; doch auch die Lebensmittel wurden knapper, und es kam grundsätzlich zu einer grossen Teuerung. Das führte während des Krieges, vor allem aber in der Zwischenkriegszeit, zu grossen sozialen Unruhen; in der Folge erstarkten Parteien aus dem ganz linken, aber auch dem ganz rechten Spektrum.
Als Hitler 1932 in Freiburg i. Br. eine Rede hielt, bewarben dies auch in Basel zahlreiche Plakate; und sicherlich gab es die eine oder andere Person von hier, die hingefahren ist. Die Machtübernahme der NSDAP 1933 hat in Basel dann auch deutliche Spuren hinterlassen. Als man damals am Badischen Bahnhof die Hakenkreuzfahne hisste, versuchte eine Gruppe antifaschistischer Basler vergeblich, die Fahne wieder zu entfernen. An den nächsten Abenden kam es in Kleinbasel zu richtigen Strassenschlachten, so dass die Polizei einschreiten musste. Nachfolgend verbot der Grosse Rat, in Basel Demonstrationen durchzuführen, die zum Ziel haben, «ein fremdes Volk oder eine fremde Regierung zu beleidigen». Somit war es in Basel bereits ab 1933 nicht mehr möglich, gegen das Nazi-Regime zu demonstrieren. Doch natürlich richtete sich dieses Verbot auch gegen faschistische und nationalsozialistische Veranstaltungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in Basel zu regelrechten Spitzelaktionen durch den sogenannten Spezialdienst der Polizei. Vor allem Kommunist*innen waren von diesen Aktionen betroffen. Auf einem Bild sieht man zwei Beamte, die in einem Versammlungslokal der PDA – der Partei der Arbeit – eine Abhöranlage installieren. Die Beamten haben die gesamte Aktion detailliert abfotografiert und sorgsam protokolliert. Womöglich nicht nur zu Dokumentationszwecken, sondern auch, um die Mikrofone später wiederzufinden und zu deinstallieren.
Diese Zeit zwischen 1912 und 1966 – oder weiter bis 1989 – nennt man in der Geschichte auch «das Zeitalter der Extreme». Das hat damit zu tun, dass es in diesen kriegerischen Auseinandersetzungen nicht nur um eine territoriale Ausdehnung von Nationalstaaten ging, sondern vor allem um politische und weltanschauliche Richtungskämpfe von ganz links bis ganz rechts. In Band 7 untersuchen wir auch, wie sich diese Richtungskämpfe hier – ganz lokal in Basel – manifestiert haben."
Céline Angehrn: "Ein anderer Aspekt, der unsere Zeit auszeichnet, ist, dass die Stadt immerfort wächst. Das Wachstum beginnt im 17. Jahrhundert und setzt sich im 20. Jahrhundert fort, bis in den 1960er Jahren der Peak erreicht ist. Entsprechend wurde neuer Wohnraum benötigt; es entstanden neue Quartiere, wie zum Beispiel das Hirzbrunnen-Quartier oder das Bruderholz. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute man in Basel – wie anderswo – auch in die Höhe. Die ersten Hochhäuser entstanden beim Kannenfeldpark, und waren anfangs höchst umstritten.
Mit der wachsenden Stadt wurde die Infrastruktur ausgebaut, vor allem am Stadtrand, in der Nähe von Firmenarealen der Chemie: In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden der Kleinhüniger Hafen oder der heutige EuroAirport, die seither Basel mit der Welt verbinden.
Sieht man sich in den Bibliotheken um, dann stösst man auf eine Fülle an Einzelstudien, die spezifische Themen zu Basel im 20. Jahrhundert behandeln. Unsere Arbeit an Band 7 bietet die grossartige Möglichkeit, diese zahlreichen einzelnen Fäden zu einer Gesamtschau zusammenzuführen."