Aber nicht nur das: Schüler*innen reagierten auch auf angestaute Zeitprobleme. Die Schweiz hatte den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden und zelebrierte sich seither gerne als Sonderfall. Das Jahr 1968 erschütterte diese Selbstsicherheit. Viele junge Menschen empfanden ein tiefes Unbehagen gegenüber der satten Wohlstandsgesellschaft. Sie rebellierten, indem sie lange Haare trugen, Rockmusik hörten oder aus der bürgerlichen Familie in neue Wohn- und Lebensgemeinschaften "ausstiegen".
Von der englischen Versuchsschule "Summerhill" ausgehend, durchbrach das Schlagwort von der "antiautoritären Erziehung" die helvetische Behaglichkeit. Politische Diskussionen drehten sich um Alternativen zur liberalkapitalistischen Wirtschaftsordnung. Die Bezugnahme auf Marx lag daher nahe. Karl Marx gehörte zu den Ikonen der 68er-Bewegung.
Zu den politischen Kampfmitteln der Jugendlichen gehörten Demonstrationen verschiedenster Art, von Umzügen mit Transparenten und Sprechchören über "Sit-ins" auf Tramgeleisen oder in Amtshäusern bis zu Störungen des Lehrbetriebs in Universitäten und Schulen. Träger der 68er-Bewegung waren vor allem Studierende und Schüler*innen. Die Schule stellte einen wichtigen Schauplatz der gesellschaftlichen Auseinandersetzungen dar.